
Nein sagen fällt nicht leicht, ist aber oft die richtige Entscheidung
Es muss schon mehr als ein halbes Jahr her sein, als mich der VR-Präsident eines Industrieunternehmens kontaktierte und um ein Gespräch anfragte. Thema sei Image-Förderung für seine Unternehmensgruppe. Eigentlich müsste ich sehr erfreut sein, aber eine innere Stimme sagte «sei vorsichtig und kritisch».
Ich gab mir trotzdem einen Ruck und vereinbarte kurzfristig einen Gesprächstermin mit dem VR-Präsidenten. Um es kurz zu halten. Aus dem Gespräch mit seinen Schilderungen wurde mir sehr schnell klar, sein Unternehmen schien in vielen Bereichen nicht gesund dazustehen.
Soll ich da einsteigen oder es besser lassen? Ich erklärte dem VRP in wenigen Sätzen, dass eine zielführende «Image-Kampagne» kein Sprint sei, sondern ein strategisches Projekt über viele Monate oder gar zwei drei Jahren. Sein Gesicht hättet Ihr sehen sollen. Er dachte wohl mit ein paar Massnahmen sei das Schiff wieder voll auf Kurs. Auch das kurz anschliessende Treffen mit der gesamten Geschäftsleitung im Unternehmen bestätigte meine Bedenken. Ich spürte kaum eine offene Bereitschaft, irgendwas zu ändern.
Es fiel mir nicht leicht, dem VRP in dieser Situation eine Absage zu erteilen. Meine ausführliche Argumentation dazu fiel auch auf wenig Verständnis. Schade!
Zwei Monate später war in den Medien zu lesen, dass 150-jährge Industrieunternehmen Konkurs anmelden musste. Es tat weh dies zu lesen, aber mein Bauchgefühl gab mir im Nachhinein recht.
Besser «nein sagen», als unter schwierigen Bedingungen und kaum spürbaren Willen der GL notwendige Veränderungen anzugehen, mit Schmerzen scheitern zu müssen.
Peter Marugg
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